Selbstverständnis der Lehrerinnen
Wenn wir den Kindern Raum für ihre eigenen Wege und Zeit für ihr eigenes Lerntempo geben wollen, müssen wir unsere Rolle als Lehrerin gründlich überdenken. Nicht wir stehen im Mittelpunkt – sondern jedes einzelne Kinde mit seinen Stärken, aktuellen Interessen und Befindlichkeiten. Wir als Lehrerinnen tragen also Sorge für eine anregende Lernumgebung und eine ruhige und entspannte Atmosphäre. Wir sind Beobachterinnen und Begleiterinnen von Lernprozessen und geben Impulse und Hilfen zur Selbsttätigkeit. Auch Wartenkönnen und zurückhaltender Umgang mit Tipps zur Lösung von Aufgaben gehören zu den Eigenschaften, die wir uns immer wieder vor Augen halten und trainieren müssen.
Das Willkommenheißen der Kinder am Morgen ist für uns – wie auch das Verabschieden - ein bedeutsamer Moment des Schultages. Hier ist Zeit, die Kinder wahrzunehmen, persönliche Dinge zu besprechen und an Geschehnisse anzuknüpfen. Es ist uns wichtig, dass die Gedanken und Empfindungen, die die Kinder aus ihrem außerschulischen Alltag mitbringen, in der Schule Beachtung finden und auf Verständnis stoßen. Wann immer es möglich ist, wenden wir uns den Kindern freundlich und mit Offenheit zu. Das Wissen um den jeweiligen persönlichen Hintergrund, den wir auch durch Gespräche mit den Eltern erfahren, hilft uns dabei, die Situation des Kindes zu erfassen und angemessen auf es zuzugehen.
Um unsere Schülerinnen und Schüler mehr und mehr eigenverantwortliches Handeln zu ermöglichen und Verantwortung zu übertragen, ist unsere Zurückhaltung und das Aufgeben einer dominierenden Lehrerinnenrolle immer wieder wichtig. So erfahren die Kinder etwa im Klassenrat, dass sie ihre Belange und Themen einbringen sollen und können und auch die Lösungen selbst finden und umsetzten dürfen. Wir sind uns bewusst, dass unser eigenes Verhalten immer wieder als Rollenvorbild dient und wir sehr achtsam mit all unseren Äußerungen und der Art, in der wir sie vorbringen, sein müssen. Dies gilt insbesondere für den Umgang mit Konflikten. Wir bemühen uns, lösungsfokusiert vorzugehen und nicht die Probleme in den Mittelpunkt zu stellen. Zuhören und Ausreden lassen, eventuell erst einmal Abstand gewinnen und eine Situation überdenken und Kommunikationswege gehen, die Konflikte erst gar nicht eskalieren lassen, sind Ziele, die wir uns hierbei setzen.